Sonntag, 5. April 2015

Digitale Geräte in Schülerhand, aber wie? ¯\_(ツ)_/¯

Vorweg:
Dieser Artikel ist in leicht veränderter Form im Jahresbericht meiner Schule erschienen. Ich habe ihn verfasst, um auf diesem Wege Eltern, Schüler und das Kollegium auf das vorzubereiten, was da kommen wird.

Wir erleben seit Jahrzehnten einen immer schneller fortschreitenden gesellschaftlichen Wandel durch elektronische Medien. Hierbei spielt die veränderte Nutzung des Internets vom redaktionell kuratierten Abfragemedium über das "Mitmach-Web" 2.0 bis zu unserem stets verfügbaren, mobilen Netz eine entscheidende Rolle. Wissen ist immer und überall abrufbar, Lernen findet ad hoc und selbstbestimmt statt. Eine Schule, die sich dieser Entwicklung bewahrpädagogisch verschließt, entfernt sich immer weiter von der Lebenswirklichkeit ihrer Schüler. Eine gesunde Mischung der Methoden und Arbeitsformen im Unterricht bedeutet in dieser Situation, dass es Schülern mehr als bisher ermöglicht werden sollte, mit Computern zu arbeiten und zu lernen.

Relevanz
Die Frage, warum Schüler im Unterricht mit digitalen Geräten arbeiten sollten, lässt sich nicht nur mit den veränderten Lebens- und Lernwegen beantworten, sondern vor allem mit der veränderten gesellschaftlichen Relevanz. Zum einen wird politische Teilhabe zunehmend in Sozialen Netzwerken, Foren und Blogs, mit Posts, Kommentaren und e-Petitionen wahrgenommen. Zum anderen erfordern die beruflichen Arbeitsbedingungen heutzutage ein Mindestmaß an Medienkompetenz, die ein zügiges Anpassen an sich verändernde Programme und Endgeräte ebenso einschließt, wie die Fähigkeit zur kollaborativen und vernetzten Arbeit. Des Weiteren wird das Hochschulstudium seit einigen Jahren um E-Learning-Anteile und Moocs (Massive Open Online Courses) ergänzt. Die hierbei geforderte Medienkompetenz ist ein Teil der Studierfähigkeit, die unsere Schüler erlangen sollen.

Mehrwert
Darüber hinaus lässt sich die Frage, warum Schüler im Unterricht mit digitalen Geräten arbeiten sollten mit dem Mehrwert digitaler Medien und Methoden beantworten. Interaktive Arbeitsmittel bieten anschaulichen Ersatz, sollten originale Lehrgegenstände nicht verfügbar sein. Als Beispiel sein hier Vulkanismus oder Genetik genannt. Die Unterrichtgegenstände dieser Themen lassen sich schwerlich live und direkt beobachten und beeinflussen. Mit entsprechender Software jedoch sehr wohl.
Ganz allgemein ist es mit Informationstechnik möglich, die seit der Industrialisierung zunächst wichtige uniforme Wissensvermittlung mit dem gleichen Lehrwerk und im gleichen Lerntempo für völlig verschiedene Individuen mit unterschiedlichen Begabungen und Vorerfahrungen aufzubrechen und differenziertere Lernangebote zu schaffen. Das ist zwar auch mit analogen Medien und Methoden möglich, der Aufwand dies zu realisieren ist aber um ein Vielfaches höher. OER (Open Educational Ressources) bieten hier die Möglichkeit legaler, produktiver und kreativer Erstellung, Veränderung und Verbreitung von Arbeitsmitteln und Schülerergebnissen, auch auf digitalem Wege. Computer werden von den Lernenden als Arbeitsgeräte wahrgenommen, als Werkzeuge und Instrumente kreativer Schaffensprozesse. Das ist eine gänzlich andere Sicht- und Handlungsweise, als wenn die Geräte nur zum Spielen und zu beiläufiger Kommunikation Verwendung finden.
Im Übrigen kann ein internetgestützter Unterricht den Schülern ein selbstbestimmtes, selbstorganisiertes und selbstverantwortetes Lernen erleichtern. Da Wissensspeicher externalisiert zur Verfügung stehen ist ein individuelles Arbeiten besser möglich, als bei lehrerzentriertem Unterricht ohne  entsprechende Technik.

Und nun? Wie bekommt man die Schüler an die Geräte?
Viele Schulen haben sich bereits vor Jahrzehnten diese Frage gestellt und sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Computerräume wurden (auch bei uns) eingerichtet, Laptopwagen angeschafft und Tablet-Klassen ausgestattet. Aus der Wirtschaft übernahmen manche das BYOD-Prinzip (Bring Your Own Device), bei dem jeder Lernende ein Gerät seiner Wahl mitbringt und dieses in den Unterricht eingebunden wird.
Manche dieser Maßnahmen und Konzepte haben erstaunliche und kreative Ergebnisse hervorgebracht, andere sind grandios gescheitert. Eine Schule, die sich auf den Weg macht, muss hier also nicht das Rad neu erfinden sondern kann von den Erfolgen und Misserfolgen anderer lernen. Dabei gilt: jede dieser Lösungen hat Vor- und Nachteile.

Konzepte, Konzepte, Konzepte
Ehe Geld für den Ausbau der technischen Infrastruktur einer Schule in die Hand genommen wird, empfiehlt es sich, einige Eckpunkte festzulegen. Häufig wird zunächst intensiv über eben diese Technik diskutiert. Bei der Vielfalt der Geräte fällt die Entscheidung schwer. Sollten sie eine Tastatur haben? Wie schwer dürfen sie sein,  wie groß der Bildschirm und welches Betriebssystem ist das richtige? Dabei sind die Fragen, ob Apple oder Linux, ob Tablet oder Netbook, ob 8-, 10- oder 15-Zoll-Bildschirm die richtige Wahl ist, gar nicht die drängendsten.

Im Wesentlichen lässt sich eine Entscheidungsgrundlage auf wenige Fragen reduzieren:
1.    Was soll man mit den Geräten machen können?
2.    Welcher Administrations- und Wartungsaufwand käme auf die Schule zu?
3.    Lassen sich diese Computer sozialverträglich finanzieren?

Gerätewahl - Grundlagen der Entscheidungsfindung


1. Was soll man mit den Geräten machen können?
Ein Schüler-Computer sollte tragbar und WLAN-fähig sein. Das trifft auf fast alle mobilen Endgeräte zu. Man hat so die Möglichkeit, sich sämtliche Internetquellen „in den Unterricht“ zu holen, daran mitzugestalten, Kommunikation auf diesem Wege zu ermöglichen und zahlreiche Webdienste zu nutzen. Mit einem „einfachen“ BYOD-Konzept lässt sich so der Unterricht bereits erheblich aufwerten. Ob auch gemeinsam Apps und Programme genutzt werden können, hängt davon ab, ob eine einheitliche Ausstattung gewünscht ist, was die Unterrichtsplanung erleichtern würde, oder ob vielfältige Geräte zugelassen werden, was die allgemeine, betreibssystemunabhängige Medienkompetenz steigern würde. Sollen z. B. das elektronische Wörterbuch und der grafikfähige Taschenrechner ersetzt werden ist es (zumindest in den höheren Jahrgangsstufen) von Vorteil, wenn die Programme einheitlich sind, was (fast) nur realisiert werden kann, wenn auf allen Rechnern das gleiche Betriebssystem installiert ist. Hier sind BYOD-Konzepten Grenzen gesetzt. Ferner könnten bei einer gelenkten, einheitlichen Ausstattung die Tablets oder Netbooks gegebenenfalls auch für Klassenarbeiten und Abiturklausuren genutzt werden. Abgesehen von den rechtlichen Bedingungen ist dies ein zwar technisch lösbares aber nicht triviales Problem, das von allen beteiligten Lehrenden mitgetragen werden müsste.

2.    Welcher Administrations- und Wartungsaufwand käme auf die Schule zu?
Schulen besitzen eine Vielzahl von Computern. Häufig waren zu Beginn der Technisierung einzelne Kollegen, meist Informatiker, damit beauftragt, die eigene Infrastruktur am Laufen zu halten. Je mehr Rechner kamen, desto höher wurde die Belastung des Kollegen, bis irgendwann ein unzumutbar hoher Arbeitsaufwand entstand. Im Wesentlichen gibt es drei Möglichkeiten, diesem Problem zu begegnen. Entweder wird ein Vertrag mit einem kommerziellen Dienstleister geschlossen, der zumindest für die Wartung und Reparatur der Schulrechner verantwortlich ist oder ein Techniker wird angestellt. Die dritte Option besteht darin, keine weiteren schuleigenen Gerate anzuschaffen. Wenn stattdessen schülereigene Geräte in den Unterricht eingebunden werden, ist jede Familie weitgehend selbst verantwortlich für die Reparatur der Geräte. Aber auch hier sind pauschale, schulweite Verträge mit IT-Dienstleistern möglich, häufig unterstützt durch Schüler-AGs, die bei einfachen Defekten und Einstellungsproblemen helfen können.
Anfallende Administrationsaufgaben verbleiben häufig, zumindest teilweise, in der Schule, sollten jedoch so weit wie möglich automatisiert und vereinfacht werden. Selbst schülereigene Geräte werden zuweilen von der Schule administriert, um einen einheitlichen Arbeitsbereich zu gewährleisten.

3.    Finanzierung
Sollen Schüler öfter als bisher mit Computern arbeiten und lernen können, wird Geld nötig sein, um diese Geräte anzuschaffen und betriebsfähig zu halten. Daran führt kein Weg vorbei. Zur Finanzierung kommen im Wesentlichen drei Gruppen in Frage: die Schule selbst, die Eltern und Unternehmen bzw. Organisationen. Häufig findet man eine Mischfinanzierung sowie verschiedene Instrumente und Regelungen, die die Anschaffung sozialverträglich finanzierbar machen. Langjährige Ansparmodelle, ein schulisches Leihgerätekonzept, solidarische Sammelbestellungen oder auch besondere Härtefallregelungen haben an anderen Schulen bereits eine Ausstattung der Schülerschaft ermöglicht.

Und das ist erst der Anfang
Natürlich ist es nicht damit getan, die Technik zu besorgen. Sie will auch gewinnbringend eingesetzt werden. Das übergeordnete (Digitale-)Medien-Konzept muss Fortbildungen, Evaluationen und Verantwortlichkeiten formulieren, die die neue technische Infrastruktur in Schülerhand mit einbezieht. Sollten einzelne Fachschaften sich auf verpflichtende, konkrete, digitale Lerninhalte oder -methoden verständigen können, wäre auch das ein wichtiger Punkt in solch einem Konzept.

Dienstag, 17. Februar 2015

Kollegiale Medienberatung: Webinar-Happening mit Nüsschen

Der 12. Februar war ein ereignisreicher Tag ...

6: 38 Uhr - Gedanken vorweg
Heute Abend werde ich in meiner Schule eine Fortbildungsveranstaltung für mein Kollegium anbieten. Dabei soll zweierlei gelernt werden:
1. wie eine Online-Fortbildung abläuft
2. wie man Tablets als Whiteboard-Ersatz im Unterricht nutzen kann

Wir nutzen dabei das Portal fortbildung-online. Hier bieten Institutionen der Länder Schleswig-Holstein, Saarland und Rheinland-Pfalz kostenlose Veranstaltungen an, an denen interessierte LehrerInnen per Livestream teilnehmen können. Häufig wird ein Vortrag gehalten, gefolgt von einer Frage- und Diskussionsrunde. Neben dem Präsentationsfenster ist ein Chat integriert, so dass ein Dialog stattfinden kann.
Das heutige Angebot trägt den Titel ¨Der Tablet-PC als interaktives Whiteboard im Unterricht¨.

In meinem Medienberater-Newsletter habe ich bereits häufiger auf Webinar-Angebote hingewiesen und zurückgemeldet bekommen, dass die von mir ausgewählten Themen durchaus interessant seien... aber teilgenommen haben wohl die wenigsten. Zu groß erscheinen vielen die technischen Hürden. Vielleicht ist auch die Vorstellung alleine lernend vor dem PC zu sitzen ungewohnt.
Deshalb veranstalte ich heute Abend diese gesellige, lehrreiche Veranstaltung. Wir werden uns bereits eine halbe Stunde vor Webinarbeginn treffen, um das Anmeldeprocedere einmal durchzuspielen und dann gemeinsam an der Fortbildung teilzunehmen. Per Beamer auf großer Leinwand. Ich hoffe, so bei den KollegInnen Berührungsängste abbauen zu können, die gegenüber Online-Fortbildungen noch bestehen und dass sie wir so ganz nebenbei auch einiges über den Einsatz von Tablets im Unterricht erfahren. Im Anschluss an das Webinar ist eine kurze interne Diskussionsrunde geplant.

Dieses Online-meets-Präsenz-Event habe ich knapp zwei Wochen lang beworben und Listen in beiden Lehrerzimmern ausgehängt.

Zwei KollegInnen haben sich eingetragen. Einer wird zudem vom heimischen Schreibtisch aus teilnehmen. Zwei weitere haben starkes Interesse bekundet, jedoch andere Verpflichtungen. Die späte Uhrzeit und das für Nicht-Tablet-Besitzer eher lebensweltferne Thema vermute ich als Ursache für die mäßige Beteiligung. Denn geringes Interesse an Medientechnik im Unterricht kann ich meinem Kollegium nicht vorwerfen. Eine ActivBoard-Schulung in der vergangenen Woche (im Anschluss an den Unterricht) war beispielsweise sehr gut besucht.
Ich hoffe nun auf eine ertragreiche Veranstaltung und dass sich herumspricht, wie lohnenswert es war, so dass sich beim nächsten Mal mehr Interessenten finden. Aber wie sagt man so schön: Die, die da sind, sind genau die richtigen!

18:45 - gleich geht es los
Ich bereite den Informatikraum vor. Der Beamer ist an, der Lehrerrechner startet und die Verbindung klappt. Das war meine größte Sorge. Dass wir aufgrund irgendwelcher fehlender Plugins den Stream nicht starten können. Admin-Rechte habe ich nämlich nicht.
Dann hätten wir uns um ein kleines Tablet kuscheln müssen. Aber es hat ja funktioniert.
Die beiden Mitstreiter loggen sich ebenfalls ein, jeder an einem eigenen PC. Das ist wichtig, damit sie während des Vortrags individuell am Chat teilnehmen können. Eine Besonderheit an einer gemeinsamen Teilnahme an einem Webinar, das eigentlich für das einsame Arbeitszimmer gedacht ist, ist, dass man sich nicht nur über die Tastatur austauschen kann. Ich bin gespannt: wird während des Vortrags in unserer kleinen Runde eine Diskussion zustande kommen? Und ist dies überhaupt wünschenswert? Schließlich haben dann nur wir etwas von der Diskussion und alle anderen Online-Teilnehmer bekommen davon nichts mit.
Auf der anderen Seite wäre es befremdlich, wenn wir eine gemeinsame Veranstaltung abhielten und uns nur anschwiegen bzw. schriftlich kommunizierten.
Ich war mir bei der Planung der Veranstaltung nicht sicher, ob unsere Bandbreite reichen würde, den Livestream auf zahlreichen Rechnern gleichzeitig laufen zu lassen. Aber da wir letztlich doch nur zu dritt vor Ort sind, sollte das keine Probleme bereiten.
Da die KollegInnen sich im Vorfeld per Mail für die Veranstaltung angemeldet haben (das war dem Veranstalter wichtig) kann es gleich losgehen.


22:12 - vorbei
Die Veranstaltung ist gelaufen. Alles hat gut geklappt. Die Übertragung war klar und deutlich ohne Ruckler oder Abstürze. Außerdem hat ein Kollege leckere Nüsschen mitgebracht, was der neugierig-entspannten Atmosphäre durchaus zuträglich war. :-)
Auch inhaltlich und vom Ablauf waren meine beiden Mitstreiter zufrieden.
Und ja, es wurde gefachsimpelt. Und zwar vor allem mündlich. Der Chat wurde zwar mitverfolgt aber kaum aktiv genutzt. Vielleicht war die Situation noch zu ungewohnt oder das persönliche Gespräch verlockender bzw. informativ genug.
Aufgrund des langen Tages und der fortgeschrittenen Stunde fiel die Abschlussbesprechung kurz aus.
Ich werde auf jeden Fall noch einmal eine ähnliche Veranstaltung anbieten. Vielleicht findet sich ja ein Webinar, das nachmittags stattfindet und fachbezogener ist. Meiner Erfahrung nach ist das für viele attraktiver. Und vielleicht bewerbe ich das dann auch über die Grenze der Schule hinaus. Mag ja sein, dass es Interessierte in den Nachbarschulen gibt, die Lust haben, die weite Welt des Online-Lernens kennenzulernen.
Von da aus wäre es dann auch nicht mehr weit zu einem ersten mooc.
Ich denke, diesen hier, zum Einsatz mobiler Endgeräte im Unterricht, werde ich mal bewerben.
Hört sich hervorragend an. Mal schauen, ob noch wer mitmacht.


Freitag, 13. Februar 2015

Wie berät man sein Kollegium? Oder: Kanal-Wahl

Zu Beginn meiner Tätigkeit als Lehrer fiel mir auf, dass die in der Schule vorhandene Technik vom Kollegium kaum genutzt wurde. Dies war einer der Gründe, warum ich, mit Erfolg, um die Etablierung und Finanzierung (m)eines medienberatenden Postens bat. Meine (selbstgewählte) Aufgabe wurde es, meinen KollegInnen die Vorzüge digitalen Arbeitens und Lehrens näher zu bringen, ihnen bei Fragen und Problemen zur Seite zu stehen und Fortbildungen anzubieten.
Die erste Entscheidung, die ich zu treffen hatte, war die Wahl des Kommunikationswegs. Wie erreicht man sein Kollegium?

Twitter
Zunächst versuchte ich Twitter als Verbreitungskanal für zahlreiche Hinweise zu frei nutzbaren Materialien im Netz, interessanten Berichten und Fortbildungsangeboten etc. zu etablieren. Die Entscheidung für Twitter fiel vor allem aus praktischen Gesichtspunkten, da man hier seinen Microblog von jedem Computer und vor allem vom Smartphone aus mit minimalem Aufwand pflegen kann.


Mein erster medienberatender Tweet

Damals konnte man Tweets noch per RSS abonnieren, deshalb versuchte ich, parallel zu der Werbung für www.twitter.com/medienberater im Kollegium, auch die Vorteile von RSS-Readern als Sammelstelle für Interessantes und beruflich Wertvolles in Fortbildungen und Peer-Gesprächen zu vermitteln. Meine Idee war es, zur Etablierung eines PLN anzuregen.
Allerdings war die Resonanz auf meine Twitteraktivitäten gering. Sehr gering. Twitter war 2009 für die KollegInnen ein extrem nerdiges Nischenangebot und das Wort "Abonnieren" war gedanklich wohl mit Aufwand und Kosten verbunden und deshalb abschreckend. Am ehesten wurde davon Notiz genommen, wenn ich die Tweets ausgedruckt an mein Infobrett (s.u.) heftete.

Es soll allerdings nicht der Eindruck entstehen, Lehrer würden nicht netzwerken und stünden digitalen Kommunikationswegen grundsätzlich ablehnend gegenüber. Ich hatte wohl einfach nur den falschen Kanal gewählt. Ich begann also damit, den Weg zu nutzen, der bereits etabliert war: E-Mail.

Newsletter
Mein neu entworfener E-Mail-Newsletter enthielt zunächst inhaltlich nicht viel mehr, als in meinen Tweets zu finden war. Allerdings mit den typischen Ausprägungen eines klassischen Newsletters: einer persönlichen Ansprache, einer freundlichen Verabschiedung, thematischen Abgrenzungen und Erläuterungen zu den Link-Tipps, die länger sein durften als 140 Zeichen. Und endlich bekam ich auch Feedback. Anscheinend hatte ich den richtigen Kommunikationskanal gefunden.
In einem Twitterchat (EdchatDE) irgendwann im Frühjahr oder Sommer 2014, kam ich auf eben diesen Newsletter zu sprechen schreiben. Man bat mich, ihn öffentlich verfügbar zu machen. Nach einigen Monaten habe ich nun endlich Zeit gefunden, dieses Vorhaben umzusetzen. Als Plattform wählte ich Evernote, da hier die jeweiligen Ausgaben getaggt und durchsucht werden können. Außerdem können andere Evernote-Nutzer das Notizbuch einfach in ihren eigenen Account einbinden. Natürlich ist es auch mit jedem Browser und ohne Evernotekonto einsehbar.
Da diese Newsletter z. T. auch mit internen Schulinformationen versehen sind, muss ich den ein oder anderen Punkt in der öffentlichen Variante herausnehmen und mit dem Hinweis "intern" versehen.
Das ganze ist hier zu finden.

Das Brett
Was wäre ein Berater ohne Aushänge? Gerade in Schulen läuft sehr viel über diesen Weg. Es gibt Mitteilungsbücher, Infotafeln, Aufsteller, Monitore und bei besonderen Ankündigungen sogar Flipchartständer, die im Kampf um Aufmerksamkeit die Wände und Ablagen eines Lehrerzimmers in Beschlag nehmen. Ganz zu schweigen von den "wilden" Plakatieraktionen an Schränken, Tischen und Türzargen. Ich beantragte und besorgte mir also ein Aushangbrett, das seit dem an gut sichtbarer Stelle im Lehrerzimmer über (meine) Fortbildungsangebote informierte.

Anfangs hing ich tatsächlich auch einige Tweets aus. Später dann den Newsletter, technische Anleitungen (zum Beispiel zum Anmeldeprocedere bei unseren schuleigenen Laptops) sowie empfehlenswerte Artikel aus Fachzeitschriften.
Aus reiner Spielerei habe ich mein Brett wie ein ActivBoard dekoriert. Es hat Menüleisten und sogar einen kleinen Papierkorb :-) [muss noch ein aktuelles Bild nachreichen...]
Unter dem Brett ist ein Prospekthalter für Flyer oder aktuelle Literatur. Da kommt zum Beispiel die aktuelle L.A. multimedia rein. Oben drüber möchte ich noch ein Regal haben, da sich inzwischen einige Literatur angesammelt hat.

Mit meinen derzeitigen Informationswegen bin ich recht zufrieden. Mein Twitteraccount spielt für die direkte kollegiale Beratung (nach wie vor) keine Rolle, hat sich inzwischen aber zu meinem persönlichen Netzwerkknoten Nr. 1 entwickelt. Hier halte ich Kontakt zu anderen bildungs-, medien- und technikaffinen Menschen, von denen sich manch einer ebenfalls fragt, wie man Lehrer am besten erreichen kann...

Dienstag, 11. November 2014

Ein Plädoyer für ein Fach "Computerkunde"

Ich bin ein Freund von Informationstechnischer Grundbildung (ITG) in der Schule. Gemeint ist damit, bei aller Wertschätzung, nicht etwa das Fach Informatik. Es geht, wie der Name es schon sagt, um Grundbildung. Und zwar von computergestütztem Anwenderwissen, nicht um Programmierung.
Meiner Meinung nach braucht es zumindest in der einen oder anderen Jahrgangsstufe ein entsprechendes Fach, das den Schülerinnen und Schülern die grundlegenden Dinge beim Umgang mit Computer und Internet beibringt.

Andere Schulen versuchen dies (aus Kostengründen oder gar [fälschlich] pädagogisch begründet) auf die einzelnen Fächer zu verteilen.
Dies kann aus meiner Sicht keinesfalls funktionieren. Zwar würde mit viel Aufwand und Engagement (Einzelner) ein übergeordnetes Curriculum verfasst und in die bestehenden Fachcurricula eingebunden werden, vielleicht gäbe es sogar die ein oder andere Schulung für das Kollegium.

Die Erfahrung zeigt jedoch, dass solche Dinge im Sande verlaufen.

Die Gründe sind vielfältig.
  • „Ich habe das in diesem Jahr einfach nicht mehr geschafft.“
  • „Ach, das war obligatorisch?“
  • „Ich mach das ja schon seit Jahren. Nur halt nicht mit dem Computer. Das geht ja auch.“
  • „Ich hab’s versucht. Aber der Computer/Beamer/USB-Stick/[hier irgendwas Technisches einsetzen] funktionierte nicht.“
  • „Ich hab’s nicht so mit Computern“*
Solcherlei Sätze gibt es in abgewandelter Form immer dann zu hören, wenn es um die Implementierung neuer Inhalte in bestehende Fachcurricula geht. Dabei müssen diese Inhalte gar nichts mit Computern zu tun haben. Sei es nun Alkohol- oder Rauchprävention, Verkehrserziehung, Methodenschulung, Gesundheitserziehung oder ökonomische Bildung.
Obschon diese Themen in den Fachcurricula stehen, erarbeitet sich nur ein (kleiner) Teil der Schülerschaft tatsächlich entsprechendes Wissen fächerverbindend im Unterricht. Ich kenne kaum Schulen, die von sich sagen können, dass sie auf diesem Weg zum Ziel gekommen sind. Erst recht nicht bei der IT-Bildung.

Das heißt nicht, dass ich der Meinung bin, digitale Medien gehörten nicht in den Biologie-, Französich, oder Erdkundeunterricht. Ganz im Gegenteil!

Aber eben nicht als Ersatz für den ITG!

Ja, mehr noch: Wenn das Fach ITG die Grundlagen legen würde, dann könnte der Musiklehrer die digitalen Medien wie selbstverständlich nutzen, um sein Fachwissen zu vermitteln. Wären diese Grundlagen nicht da, würde er Stunden damit verbringen über technische Handhabung zu sprechen. Die Schüler müssten alles erst entdecken und das Fachliche (nämlich die Musik) würde entweder zur Nebensache verkommen oder es würde am Ende doch nicht digital gearbeitet werden, da dieses Procedere zu viel Zeit kostete.

Somit kann ein vorgeschalteter ITG alle Fächer entlasten, die (zum Teil berechtigte) Skepsis des Kollegiums gegenüber digitalen Medien im Unterricht abbauen und somit den Schülerinnen und Schülern schullaufbahnbegleitend moderne Arbeitsweisen ermöglichen.

Wenn also ein ITG vorbereitend stattfindet, kann es durchaus sinnvoll sein, die oben beschriebenen Sitzungen der einzelnen Fachgruppen abzuhalten und zu überlegen, wie man digitale Medien in den jeweiligen Unterricht bringt. Und von mir aus kann das dann auch gerne in die Fachcurricula eingetragen werden. Aber bitte mit dem Hinweis auf Freiwilligkeit. Alles andere wäre blauäugig (s.o.).
So wäre es eine ausgezeichnete Fortführung, Vertiefung und Anwendung des Stoffes aus dem ITG, kein Ersatz.

Auf einem der letzten Educamps hatte ich einen entsprechenden Vortrag im Gepäck. Die Präsentation füge ich hier einfach mal ein.

Welche Inhalte könnten nun in solch einem Fach Informationstechnische Grundbildung unterrichtet werden?
Hier ein paar Vorschläge (relativ unsortiert und gerne erweiterbar):

  • Räumlichkeiten (Informatikräume)
  • Netzwerkstruktur der Schule
  • Anmeldeprocedere
  • Allgemeine Computerkunde (Programme, Drag&Drop, Browser, Taskleiste, Speichern, Suchen etc.)
  • 10-Finger-Schreiben (incl. Überprüfung & Zertifizierung)
  • OpenOffice Writer
    • ggf. Cloud-Lösungen (GoogleDocs, Etherpads)
      • Kollaborieren – Teil 1
  • OpenOffice Impress
    • technische Kompetenzen
    • Gestaltungsregeln
    • Vortragskompetenz
    • ggf. Cloud-Lösungen
      • Kollaborieren – Teil 2
  • OpenOffice Calc
    • ggf. Cloud-Lösungen
  • Podcasten
  • Mit Foren arbeiten
  • Mit Wikis arbeiten
  • QR-Codes und URL-Shortener
  • Urheberrecht
    • CC-Lizenzen
    • Plagiate vermeiden
  • Suchmaschinen
    • Suchstrategien
    • Suchergebnisse bewerten
    • Algorithmenkompetenz
    • Wikipediaartikel bewerten
  • Filterblasen  und Echokammern
  • Sichere Passwörter
  • Viren, Würmer & Trojaner
  • E-Mail, Spam & Fishingmails
  • Chat(bekanntschaften)
  • Umgang mit Whatsapp/Facebook
  • Recht am Bild
  • Mobbing
  • Datenschutz/Überwachung
  • Medienabhängigkeit
  • Gewaltdarstellung in Medien
  • OPAC
Fehlt etwas in der Liste? Bitte gerne ergänzen!


*Diese Aussage „Ich hab’s nicht so mit Computern“ ist seltener geworden. Der durchschnittliche Lehrer verfügt (im Vergleich mit dem Durchschnittsbürger) über eine relativ hohe Kompetenz beim Umgang mit Computern, wie die aktuelle Studie der BITCOM und Aris zeigt.
Er lässt nur leider selten seine Schüler an entsprechende Geräte.

Mittwoch, 24. September 2014

#DigitalLearner - Hintergedanken zu einer neuen AG


... so sieht die Werbung für meine neue AG aus
wer es nicht sehen kann möge diesen Link probieren:  https://infogr.am/digitallearner-68?src=web
... und das sind meine Hintergedanken dabei:

Meine guten Erfahrungen mit dem Einsatz (schülereigener) digitaler Endgeräte scheinen in keinem Verhältnis zum Verlangen der Schüler zu stehen, diese von sich aus einzusetzen.
Auch in diesem neuen Schuljahr habe ich vor allem in verwunderte Gesichter geblickt, wenn ich einer Klasse eröffnete, dass sie in meinem Unterricht auch einen digitalen Ordner führen dürften, sich für die digitale Form des eingeführten Lehrwerks entscheiden könnten und überhaupt gerne ihre eigenen Geräte mitbringen sollten.
Soweit ich das einschätzen kann, liegt das an der fehlenden digitalen "Arbeits-Tradition" in der Schule. Die Schüler sind es einfach nicht gewohnt, regelmäßig Technik auch in der Schule einzusetzen. Infolgedessen fehlt ihnen in diesem Bereich die Erfahrung - viele wissen nicht, welche gewinnbringenden, motivierenden und effizienten Lern- und Arbeitsweisen mit Computern aller Art möglich sind.

In meiner medienberatenden Tätigkeit versuche ich die Kollegen für den Computereinsatz im Unterricht zu begeistern und über Stolpersteine zu informieren. Das wird auch in Zukunft so weiterlaufen. Allerdings möchte ich nun zusätzlich ein "Graswurzelprojekt" starten, damit der Geräteeinsatz nicht nur "von oben", also von den Lehrern eingeplant wird, sondern auch "von unten", von der Schülerschaft aus in den Unterricht hineinwächst.

Wenn Schüler Erfahrungen mit Apps, Programmen und Online-Diensten, die für das Lernen eingesetzt werden können, gesammelt haben, werden sie, so meine Hoffnung, diesen Technikeinsatz auch stärker im Unterricht einfordern vorschlagen. Meiner Erfahrung nach reagieren viele Kollegen positiv, wenn Schüler darum bitten, mit ihrer Arbeitsgruppe lieber einen Podcast statt des geforderten Plakats zu erstellen. Zumindest, wenn sie glaubhaft versichern können, dass sie den Umgang mit Gerät und Programm beherrschen.

So können sich Lehrer und Mitschüler etwas abschauen und die Einsatzmöglichkeiten werden bekannt gemacht.

Das angesprochene "Graswurzelprojekt" ist eine neue AG, die den leider etwas englisch geratenen Titel #DigitalLearner trägt.
Hier sollen die interessierten Schüler das machen, was man bei Educamps unter "Eduhack" versteht. Apps, Programme oder Dienste werden erprobt und für Bildungseinsätze umgenutzt, obwohl sie gar nicht dafür vorgesehen waren. Aber natürlich dürfen auch klassische "Lernapps" ausprobiert werden.

Daraus ergeben sich zwei Schwerpunkte:
  1. Entwicklung einer eigenen technikgestützten Lern- und Arbeitsweise im Sinne einer papierlosen Schultasche
  2. Erprobung von technikgestützten Alternativen zu analogen Methoden im Unterricht

In beiden Fällen gilt: wenn etwas erprobt und für gut befunden wird, wird auch darüber berichtet. Dafür wird ein eigenes Blog eingerichtet, das die AG-Teilnehmer mit eigenen Texten, Filmen und Tonbeiträgen füllen. So können die Erfahrungen an die Schülerschaft und das Kollegium (nicht nur unserer Schule) weitergegeben werden.
Da hier der Weg über die Öffentlichkeit gewählt wird, werden Grundlagen des Urheberrechts und die Verwendung freier und offener Lizenzen ein weiterer Bestandteil der AG sein.

Freitag, 11. April 2014

Smartphones im Unterricht - ein Interview

Neulich wurde ich von Christoph Ehlers, Bachelorstudent aus Hannover, angeschrieben. Er bat um eine kurze Beantwortung von sechs Fragen zum Thema Smartphones im Unterricht, für seine Bachelorarbeit.
Da es mir schwer fällt, mich kurz zu fassen, ohne oberflächlich zu sein, habe ich etwas mehr Zeit in die Beantwortung gesteckt. Somit lohnt es sich nun, daraus einen Blogpost zu machen.

Hier also das Interview:


1. Wie verbreitet sind Ihrer Meinung nach Smartphones in der Schule? Also wie viele Schüler besitzen schon ihr eigenes Smartphone?

Wie stark Smartphones durchschnittlich bei Schülern verbreitet sind, kann man an der aktuellen JIM-Studie ablesen. Ich habe den sehr subjektiven Eindruck, dass das an unserer Schule nicht wesentlich anders ist. Die Versorgung mit Smartphones nimmt mit zunehmendem Alter der Schüler zu. Aber auch einige unserer Fünftklässler besitzen bereits Entsprechendes. Kollege André Spang aus Köln hat eine Zeit lang seine Klassen entsprechend befragt und bei manchen nahezu von einer Vollversorgung berichtet.


2. Wie wirkt sich der Einsatz von Smartphones auf die Motivation der Schüler aus?

Unterschiedlich. Noch kann man bei den meisten Schülern Begeisterung wecken, wenn man die Benutzung im Unterricht zulässt. Dies liegt daran, dass es für die meisten eine neue  Erfahrung ist und weil sie mit ihrem Gerät Positives verbinden. Mit zunehmender Professionalisierung wird das Smartphone eher zu einem unspektakulären aber nützlichen Werkzeug.


3. Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, dass Schülerinnen und Schüler das Handy während des Unterrichts zu nichtschulischen Zwecken nutzen? (Also Facebook, Whatsapp etc.)

Gering. Die Gefahr, dass sie Zettelchen schreiben oder Käsekästchen spielen halte ich für größer. Aber selbstverständlich passiert das auch bei mir. Und ich gehe davon aus, dass ich dies meistens nicht mitbekomme. Allerdings verhindern klare Regeln und empfindliche Strafen das Ausufern dieser Art von Unterrichtsstörung. Wobei man hier auch die Grenzen des rechtlich Erlaubten bedenken muss. Ein Einziehen und Aufbewahren des Handys ist nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt und kann selbst dann für den Lehrer erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Bei der Öffnung des Unterrichts in Richtung Internet kommt es unweigerlich ein Stück weit zu einem Kontrollverlust des Lehrers, der sicherlich von Kollegen ganz unterschiedlich belastend wahrgenommen wird. Wie weit man dies zulässt hängt nicht zuletzt auch mit dem Vertrauen zusammen das man seiner Klasse bzw. den einzelnen Schülern entgegenbringt. Ich selbst habe überwiegend positive Erfahrungen sammeln können.


4. Wie gehen Sie vor, wenn manche Schülerinnen oder Schüler noch kein eigenes Smartphone besitzen, Sie aber gerne damit unterrichten würden?


Hier bieten sich verschiedene Möglichkeiten an:
  • Partnerarbeit von Smartphone- und Nicht-Smartphone-Schülern (wegen des kleinen Bildschirms vor allem für gemeinsamen Film- oder Hörbeitragkonsum geeignet oder zur gemeinsamen Erstellung von Arbeitsergebnissen - z. B. Dokumentation eines Versuchsaufbaus)
  • Arbeitsteilige Gruppenarbeit mit Internetquellen für Smartphone-Schüler und Print-Quellen für Nicht-Smartphone-Schüler (wird allerdings zuweilen als ungerecht empfunden und ist deshalb mit Vorsicht zu genießen)
  • Gruppenarbeit mit Nutzung eines Gerätes zur Erstellung des Gruppenarbeitsergebnisses (z. B. gemeinsame Podcast- oder Filmproduktion)
  • Ergänzung der Schülergeräte durch schuleigene Laptops/Tablets (soweit vorhanden) für die Nicht-Smartphone-Schüler.
  • Verzicht auf den Einsatz der Smartphones.

5. Wie hoch schätzen Sie die Risiken ein, dass Schülerinnen und Schüler durch die Nutzung ihrer Smartphones im Unterricht in Kostenfallen geraten, Seiten mit unkontrollierbaren Inhalten öffnen oder den Datenschutz verletzen?

Die Gefahr in eine Kostenfalle zu geraten - z. B. durch in-App-Käufe besteht immer. Ob nun das schülereigene Gerät im Unterricht oder privat genutzt wird. Hier sollte ein schulisches Medienkonzept, das den Schülern (auch) die Gefahren des Digitalen verdeutlicht, eine Sensibilisierung hervorrufen, die die Schüler befähigt diese Kostenfallen zu erkennen und zu umgehen.

Sollten die Kosten gemeint sein, die entstehen, wenn ein Schüler über sein Mobilfunknetz ins Internet geht, um sich die Lehrfilme anzusehen und am Wiki mitzuarbeiten, so ist zu sagen, dass ein schulisches WLAN diese Kosten (für die Schüler) gänzlich verhindern kann. Sollte es kein solches Netz geben, ist zumindest von einer internetgestützten Smartphonenutzung eher abzusehen.

Die Gefahr der Datenschutzverletzung sehe ich aber tatsächlich. Inwieweit sich Kollegen Gedanken darüber machen, dass viele Nutzungsmöglichkeiten des Internets, sei es bei der Publizierung von Podcasts, Videos, Wikibeiträgen oder von Fotos, die Übertragung personenbezogener Daten mit sich bringen, ist mir nicht bekannt. Meiner Erfahrung nach sind Schüler - vor allem in der Oberstufe - in dieser Hinsicht in hohem Maße sensibilisiert. Sie vermeiden die Nutzung von Klarnamen und fordern dies auch ein. Ferner werden ¨Veröffentlichungen¨, die passwortgeschützt und somit nur der Klasse oder dem Kurs zugänglich sind, deutlich präferiert. Diese Sensibilität mag jedoch eine Kompetenz sein, die erst im Laufe der Jahre entwickelt wird und bei jüngeren Klassen so nicht zu erwarten ist.

Die weitaus größte Gefahr wurde jedoch noch nicht angesprochen. Ich sehe die Gefahr von Urheberrechtsverletzungen als bedeutend an. Jede nicht selbst komponierte Musik, die unter ein Podcast gelegt wurde, jedes Bild, das in ein Wiki oder einen Schülerfilm eingebaut wurde und jede Textpassage, die nicht richtig zitiert, in einem öffentlich zugänglichen Google-Dokument oder Schüler-Blog zu finden ist, birgt die Gefahr einer viele hundert Euro teuren Abmahnung durch Anwälte, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ich gehe davon aus, dass kaum ein Kollege und erst recht kaum ein Schüler alle Fallstricke des Urheberrechts kennt. Hier gilt es, Kollegen wie Schüler über Möglichkeiten und Grenzen zu informieren, damit die Angst vor Abmahnungen nicht dazu führt, dass eine kreative Teilhabe der Schüler am politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Austausch auf digitalem Weg unterbleibt.


6. Wie hoch schätzen Sie die Störanfälligkeit bzw. die Fehleranfälligkeit von Smartphones im Unterricht ein?

Bei Smartphones kann der Akku leer sein, die WLAN-Verbindung kann unterbrochen werden, ein Virus kann das Gerät befallen, es kann auf dem Fußboden zerschellen und und und...

Natürlich macht man sich ein Stück weit Abhängig von der Technik.

Hier helfen zwei Dinge:
  • Didaktische Alternativen (¨Tja, wenn das WLAN nicht funktioniert bleibt uns nichts anderes übrig, als ¨normalen¨ Unterricht zu machen, also: Bücher raus und Stift gespitzt!¨)
  • Erfahrung im Umgang mit mobiler Technik (um die ein oder andere Panne schnell beheben zu können)

Wie man bei der Antwort auf Frage 4 sieht, ist es in vielen Unterrichtsszenarien gar nicht nötig, dass jeder Schüler ein (funktionierendes) Gerät besitzt. Also ist es auch nicht schlimm, wenn mal eins ausfällt.


7. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um mit Schülerinnen und Schülern  einen Unterricht mit Smartphoneeinbindung durchzuführen? Welche Vereinbarungen müssen mit Ihnen getroffen werden?

Vereinbarung: Schüler dürfen ihre Handys im Unterricht nur nach Absprache und dann auch nur unterrichtsbezogen einsetzen.

Voraussetzungen gibt es keine. Sobald ein Smartphone vorhanden ist,  könnte man es einsetzen. Es gibt jedoch förderlich Bedingungen, die die Einsatzmöglichkeiten erheblich erweitern:
  • Möglichst viele schülereigene Geräte
  • Stabiles Schul-WLAN
  • Schuleigene Geräte zum Ergänzen

8. Was muss außerdem noch bei der Einbindung von Smartphones in den Unterricht beachtet werden?

Wer ein Unterrichtsmittel einsetzt, sollte dies zumindest vorher erproben. Das gilt natürlich auch für Smartphones. Ansonsten macht man erst im Unterricht die Erfahrung, dass das, was man daheim auf seinen zwei Breitbildmonitoren geplant hat, auf dem kleinen Display eines Smartphones nicht sinnvoll umzusetzen ist.

Ferner muss man bei den unterschiedlichen Geräten der Schüler immer damit rechnen, dass mal eine App für ein Betriebssystem (vor allem für das der Firma Microsoft) nicht erhältlich ist.

Letztlich gilt es die Kritikpunkte an BYOD-Konzepten ernst zu nehmen. Das Betrifft vor allem die Bedenken, Nicht-Smartphone-Schüler könnten benachteiligt werden und Kinder weniger verdienenden Eltern würden finanziell erheblich belastet werden. Hier gibt es Gegenmaßnahmen,  auf didaktischer, wie auch auf schulkonzeptioneller Ebene.


Ich danke Christoph Ehlers für die Erlaubnis der Veröffentlichung der Fragen und wünsche viel Erfolg bei der Bachelorarbeit.

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